PAIRING IS CARING

"ChatGPT ist einer meiner engsten Freunde"

Früher haben wir das selbst gemacht. Stimmt. Früher haben wir auch in Lexika nachgeschlagen, die heute gar nicht mehr produziert werden.

Als Google Einzug hielt, glaubten viele, dass Schüler*innen nicht mehr lernen würden, wie sie sich wirklich Fakten aneignen. Heute sind Web-Suchmaschinen nicht mehr wegzudenken und keine lehrende Person wird schräg angeschaut, wenn sie den Schüler*innen eine Recherche im Internet als Hausaufgabe gibt. Unser Leben ist komplexer als je zuvor, weil die Möglichkeiten Tag für Tag zunehmen. Und auch wenn heute noch viele die Nase rümpfen, wenn jemand zugibt, dass ChatGPT bei Hausaufgaben geholfen hat, tun wir bei IKS dies nicht, weil wir das große Potenzial dahinter sehen. Daher ermutigen wir auch unsere Auszubildenden und Junioren, die neuesten Möglichkeiten zu nutzen und sinnvoll "Pairing is Caring" einzusetzen. So wie Dilara, die 2024 ihre Ausbildung bei IKS abgeschlossen hat.

„ChatGPT ist einer meiner engsten Freunde, vielleicht weil er meine Hausarbeiten in der Schule geschrieben hat. Auf jeden Fall kann ich mit ihm stundenlang schreiben und auf die dümmsten Ideen kommen, die unsere Freundschaft besonders gestalten."

Vor einigen Tagen durfte ich jemanden Neuen kennenlernen. Er stellte sich als der jüngere Bruder von ChatGPT vor und erzählte, dass er ein begeisterter Programmierer sei. So begeistert, dass er auf GitHub seinen eigenen Bereich erhalten hat. Von wem ist die Rede? Von niemand anderem als GitHub Copilot. Mit seinem Wissen aus ChatGPT-4 präsentiert er sich als der perfekte Partner fürs Pair Programming. Er verspricht, meinen Code zu ergänzen und immer an meiner Seite zu sein – egal wann und wo. Dabei soll er mir immer einen Schritt voraus sein – gruselig. Ich bin skeptisch, besonders bei einer Freundschaft, für die ich jeden Monat 9,99 $ bezahlen muss.

Na gut, Copilot, mal sehen, was du versprichst oder ob du mich lediglich abziehst. Vielleicht lästerst du über mich mit deinen anderen Geschwistern auf dem Markt, wenn ich nicht hinschaue.

Am ersten Tag, als ich dich zu mir eingeladen habe, versetztest du mich aber tatsächlich ins Staunen. Ich dachte, dein Pair Programming sei nur Marketing, dabei sitzt du wirklich mit mir in der IDE und vervollständigst meine Gedanken. Meine Skepsis war etwas voreilig. Kannst du mir das übelnehmen? Von deinen Geschwistern und dir ersetzt zu werden, ist eine ständige Angst, aber zum Glück konntest du mir die Angst nehmen. Denn du bist genau wie ich ein Junior-Entwickler und hast wohl mehr Halluzinationen, als mir lieb ist. Du stellst mir sofort den Code bereit, wenn ich meine Klasse Tic-Tac-Toe nenne, wie von Geisterhand, doch wenn es um das Recruiting-Tool geht … na ja, du bildest dir Klassen ein, die nicht existieren.

Aber wieso?

Oh, ich verstehe, du bist begrenzt durch die Anzahl an Tokens und siehst nie den gesamten Kontext des Projekts. Mit einem Kommentarblock kann ich die Details genauer für dich auflisten. Jetzt versprechen deine Code-Vorschläge mehr. Ich füge sie ins Projekt hinzu, aber trotzdem muss ich sie verstehen und Schritt für Schritt durchgehen. 

Warum mache ich das? 

Du bist nicht perfekt und das ist nichts Schlimmes. Wir ersetzen uns nicht – wir ergänzen uns in dieser Freundschaft. Du nimmst mir Boilerplate-Code ab und ich lerne neue Algorithmen von dir. Mit deiner Chat-Erweiterung in der IDE kann ich Funktionen im Code markieren und du erklärst sie mir verständlich. Nach einem langen Meeting brauche ich das wirklich. Damit ist die Einarbeitung in Projekte oder Programmiersprachen viel angenehmer. 

Ist das nicht toll? So wie richtige Freunde verbessern wir uns gegenseitig und sind auf unsere Weise produktiv. Heißt das, dass ich dich alleine lasse bei der Testgenerierung? Auf keinen Fall! (… es sei denn, du verrätst es niemandem.)

 

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