OOP 2020

Into the unknown

Von fliegenden Taxen bis zur Einläutung des "Exascale-Zeitalters". Die Keynotes auf der OOP 2020 in München hatten einiges an Information und Gesprächsstoff zu bieten.

„Into the Unknown“ war das Motto der 29. OOP in München. Davon ließen auch wir uns von Keynote zu Keynote mittragen und waren teilweise erstaunt welche Themen sich auf einem „Software meets Business“ Event durchsetzen konnten. Zwischen Innovation, ethischen Grundsätzen und philosophischen Fragen gab es sowohl hellere und dunklere Zukunftsausblicke. Ich gebe einen kurzen Überblick über die Themen und Inhalte der Keynotes, die fast alle bei den Zuhörern gut ankamen.

 

Von Hyperloop bis Senkrechtstarter

Anita Sengupta, eine US-amerikanischen Raketenwissenschaftlerin und Raumfahrtingenieurin referierte über die Zukunft unsere Mobilität: "From flying cars to humans on Mars". Magnetschwebebahnen in Vakuumröhren - auch Hyperloops genannt - sind laut Sengupta die effizienteste Methode für lange Distanzen. Den Einsatz von elektrisch angetriebenen Kleinflugzeugen sieht sie als die Alternative für kurze Distanzen bis 70 km. Ideal vor allem für Kurzstrecken in Großstädten, da die “Air Taxis“ senkrecht starten und landen können. Zur Weltraumfahrt lieferte sie aber leider keine Vision.

Am Dienstagnachmittag sprach Kai Wähner, ein deutscher Global Field Engineer, über "The Rise of Event Streaming - Why Apache Kafka changes everything". Kafka ist eine resiliente, skalierbare und hochperformante Software, mit deren Hilfe in Echtzeit sehr große Datenmengen gespeichert und wieder ausgegeben werden können. Kafka speichert die Daten als Ereignisse und beliebige Services können sich als Beobachter registrieren, um über Ereignisse mit einem bestimmten Typ informiert zu werden. Diese Beobachter können dann in Echtzeit reagieren. Die Zuverlässigkeit und Effizienz von Kafka macht die 24-7-Verarbeitung von Echtzeitdaten möglich. Die große Zuverlässigkeit im Umgang mit sehr großen Datenmengen eröffnet bisher nicht dagewesene Möglichkeiten in der Verarbeitung.

"Volkswagen's journey towards a Software Driven Company" war der Vortrag zur neuen VW-Strategie im Umgang mit Software. Das Ziel ist die Verwendung eines großen unternehmensweiten Repositories und ein regelmäßiges Rotieren in der Zusammenarbeit zwischen Programmierern verschiedener Gruppen. Inhaltlich ließ diese Keynote allerdings zu wünschen übrig und erinnerte - wie der gesamte Auftritt von VW auf der OOP - mehr an eine Werbeveranstaltung, die VW gut aussehen lassen sollte. 

"Angriff aus der Zukunft auf unsere Daten von heute"

Am Mittwochnachmittag sprach Tanja Lange, eine Expertin für Quantenkryptographie, über "Quantencomputer - der Angriff aus der Zukunft auf unsere Daten von heute". Sie begann Ihren Vortrag mit einem Blick auf bereits funktionierende „leistungsschwache“ Quantencomputer. Schwachstelle ist hier eindeutig noch die Speichereinheiten Qubit, welche noch sehr instabil ist und dadurch schnell ihre definierten Zustände verliert. Doch Lange ist sich sicher, man müsse damit rechnen, dass in absehbarer Zeit leistungsstarke Quantencomputer zur Verfügung stehen werden und dass mit diesen der größte Teil der heute sicher verschlüsselten Daten sehr einfach lesbar wird. Die meisten der gegenwärtig anfallenden Daten werden in gigantischen Data-Lakes gespeichert. Kein Entschlüsselungs-Problem für Quantencomputer der Zukunft. Wir müssten also eigentlich jetzt schon kartographische Verfahren anwenden, die auch bei der Verwendung von Quantencomputer sicher sind. Zurzeit läuft ein Verfahren, zur Findung eines internationalen Kryptographiestandards gegen die Entschlüsselung durch Quantencomputer. Doch selbst wenn es einen solchen Standard geben wird, muss er auch noch flächendeckend angewendet werden. Bis dahin bleibt der Großteil unserer Daten angreifbar in der zukünftigen Ära der Quantencomputer.

Donnerstagmittag ging es um eine neue Generation von Supercomputern. Zukünftig werden Supercomputer nicht mehr nur einen Typ von Prozessoren haben sondern gleich vier, von denen drei für verschiedene Anwendungsfälle (z.B. grafische Berechnungen oder spezielle Operationen für KIs) designed sind. Außerdem wird die neue Generation den aktuellen Geschwindigkeitsrekord brechen und das "Exascale"-Zeitalter einläuten. Aktuell liegt das Geschwindigkeits-Maximum bei knapp 150 petaFLOPS. Der Vortragende, ein Vertreter von Intel, hat prophezeit, dass die neue Generation mit mehr als 1000 petaFLOPS (also mit über 1,0 exaFLOPS) arbeiten wird. Es ist geplant, dass ein erster Vertreter dieser Generation von Supercomputern bereits nächstes Jahr zu Verfügung stehen wird.

Mögliche Machtübernahme durch KI?

Die letzte Keynote der OOP: "How to be Human in the age of the maschine" hielt Hanna Fry, eine Autorin und Expertin für statistische räumliche Analysen. Anhand mehrerer sehr unterhaltsamer Beispiele illustrierte sie die Begrenztheit der Leistungsfähigkeit der heute zur Verfügung stehenden KIs. Aber sie machte mithilfe einer bestimmten Form des Turingtests auch deutlich, dass KI - zumindest in der Disziplin der sprachlichen Kommunikation - nur noch sehr schwer von einem Menschen zu unterscheiden ist. Eine mögliche Machtübernahme einer alles beherrschenden KI hält Fry dennoch zumindest mittelfristig für unrealistisch.

Die OOP 2020 und ihre Keynotes gab uns viele neue Ideen und liefert noch viel Gesprächsstoff im Nachgang. Wir sind gespannt was das 30 jährige Jubiläum der OOP, im kommende Jahr bereit hält.


Weitere Informationen zur OOP 2020 und dem Programm gibt es auf der Webseite des Veranstalters.

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