Schnell wurden wir uns einig, dass wir den für beiden Seiten neuen Weg gemeinsam gehen wollten.
Die Themenwahl verlief im konstruktiven Austausch. Big Data ist in gewisser Weise in der IT-Branche ja das Gebot der Stunde. Daher war ich gleich angetan, als sich aus der Ideensammlung der Teilbereich „Stream Processing“ herauskristallisierte. Die Herausforderung, mit großen Datenmengen zu jonglieren, reizte mich vom ersten Moment an. Ich durfte mich auch sehr glücklich schätzen, mit Christoph Schmidt-Casdorff einen der erfahrensten Software-Architekten der IKS an meine Seite gestellt zu bekommen. Gemeinsam mit Prof. Dr. Schildgen, den ich ebenfalls mit dem Themen-Vorschlag begeistern konnte, entwickelten wir dann einen Ansatz, der direkten Praxisbezug hat.
"Was hat Schifffahrt mit Big Data zu tun?"
Die IKS sorgte für den Kontakt zu einem großen Kunden aus dem Logistikbereich, welcher als Ideengeber mit an Bord geholt wurde. An Bord ist in diesem Fall sogar ziemlich direkt zu nehmen. Logistik heißt nämlich auch Schifffahrt und genau in diesem Umfeld habe ich mich rund ein halbes Jahr lang beschäftigt. Nun wirst du dich sicherlich fragen, was die Schifffahrt mit Big Data oder Datenstromverarbeitung zu tun haben wird. Ganz einfach: Auch Schiffe erzeugen heute Big Data! Seit der Jahrtausendwende sind die meisten Schiffe mit einem speziellen Funksystem ausgestattet. Das sendet alle paar Minuten oder sogar Sekunden aktuelle Infos wie die GPS-Position oder die Geschwindigkeit. Solche Daten mit örtlichem Bezug werden auch als Geodaten bezeichnet. Ursprünglich wurde das Funksystem eingeführt, um Kollisionen zu vermeiden und die Seefahrt sicherer zu machen. Weil man sich diese „AIS“-Nachrichten heute aber auch über das Internet besorgen kann, sind den Anwendungsmöglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Dazu zählen auch Fragen wie „Wann ist mein Schiff am Zielhafen?“ oder „Ist der Zielhafen überfüllt und muss ich mit Verspätungen rechnen?“. Fragen, die auch für Logistikunternehmen relevant sind.
So hatten wir also schon mal eine grobe Richtung: Ich sollte mich intensiv mit der Datenstromverarbeitung beschäftigen. Die Daten, die verarbeitet werden, stammen von den Schiffen. Durch deren Analyse wollte ich aber nicht nur das ein oder andere interessante Szenario beantworten. Stattdessen sollte die Masterarbeit zeigen, wie sich die eingesetzten Datenstromsysteme dazu eigenen, mit Geodaten zu arbeiten. Doch schießen wir vielleicht mit der Kanone auf Spatzen? Gibt es Fälle, wo herkömmliche Ansätze wie relationale Datenbanken auch ausreichend sein können? Auch diese Fragen sollten behandelt werden. Denn Ziel einer wissenschaftlichen Arbeit ist es auch, seine Entscheidungen sauber zu begründen und auch den Blick auf Alternativen zu werfen.