Hartwig Tödter im Interview

Ein Jahr - viele Fragen

"Ich hatte gewisse Vorstellungen, was ich anders machen wollte."

Ein Jahr Geschäftsführung wie fühlt sich das an?

Erstaunlich gut. Ich hätte gedacht, dass es sehr viel mehr Arbeit wird und dass mehr Widerstand auf mich zukommen wird. Aber es ging erstaunlich glatt. Die Mitarbeiter waren mit gegenüber von Anfang an sehr positiv eingestellt.

War es immer schon dein Ziel Geschäftsführer zu werden?

Nein, das war nie mein Ziel. Ich bin von meiner Ausbildung her ja eigentlich Programmierer, was mir auch immer Spaß gemacht hat. Im Laufe der Zeit bin ich einfach hineingerutscht. Ich war erst Projektmanager und bin dann in die Kundenbetreuung übergegangen. Dabei hatte ich immer schon das Vertrauen der Eigentümer der IKS, Monika Stoll und Wolfgang Schmitt.

Hattest du damit gerechnet?

Nein, das kam sehr überraschend für mich. Ich musste dann auch erstmal eine Bedenkzeit erbitten und habe mit den beiden darüber gesprochen, wie ich diese Aufgabe gerne ausfüllen möchte. Meine Ideen wurden sehr positiv aufgenommen. Daraufhin dachte ich mir: Gut, mit der Rückendeckung, kann ich es versuchen.

Planen und Durchführen sind meist zweierlei. Inwieweit konntest du deine Vorstellungen wirklich umsetzen?

Das stimmt. Man hat gewisse Vorstellungen und läuft in die Richtung los, stellt dann unterwegs fest: So ganz einfach ist das doch nicht. Korrigiert dann auch wieder Einstellungen, hält Rücksprache mit Kollegen und anderen Personen. Durch den häufigen Austausch mit den Gründern der IKS, konnte ich alle Korrekturen immer unmittelbar abstimmen und das hat bisher sehr gut funktioniert.

Wie hat sich dein Verhältnis zu den Mitarbeitern verändert?

Es hat sich nicht gravierend, aber dennoch ein bisschen verändert. Man merkt, dass durch die Position meine Aussagen plötzlich mehr Gewicht haben. Wo mir vorher verschiedene Kollegen widersprochen haben, merkt man, dass sie jetzt innehalten. Ich empfinde das auch nicht zwingend als positiv. Ich versuche in der Regel immer auch andere Meinungen herauszukitzeln.


„Ich habe Hartwig noch nie ungeduldig oder schlecht gelaunt erlebt. Wenn man Fragen hat oder Unterstützung braucht, nimmt er sich Zeit.“
Gabriele Lippel

Ich erlebe Hartwig als ruhigen und empathischen Geschäftsführer, der immer zwei offene Ohren für seine Mitarbeiter hat.“
Philipp Steinweg

„Hartwig hat immer eine offene Tür. Buchstäblich.“
Oliver Heinemann


Wie schaffst du es immer für alle da zu sein?

Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich immer für alle da bin. Und ungeduldig bin ich teilweise auch. Aber ich sehe es als meine primäre Aufgabe an, ansprechbar zu sein, neben den anderen formalen Aufgaben, die die Geschäftsführung natürlich mit sich bringt. Ich finde als Geschäftsführer muss man einfach verfügbar sein und sich auch um Probleme kümmern. Ich sehe meine Arbeit ereignisgetrieben: sobald etwas passiert, muss man unmittelbar darauf reagieren und kann nicht immer alles nach Plan abarbeiten.  Meine Tagespläne haben deshalb auch immer genug Luft, um Unterbrechungen unterzubringen.

Was ist dir als Geschäftsführer wichtig?

Besonders wichtig ist mir, dass wir das was wir bei IKS umsetzen, gemeinsam umsetzen. Dass es nicht nur meine eigenen Ideen sind. Dadurch, dass ich schon so lange dabei bin, kenne ich das Unternehmen und die Mitarbeiter natürlich auch sehr gut. Ich wurde dadurch geprägt und die Ideen, die ich nun vermeintlich neu reinbringe, sind eigentlich gar nicht so neu oder revolutionär. Das sind Dinge, die im Verlauf der langen Zeit in mir gereift sind und das merke ich auch in der Kommunikation mit vielen Mitarbeitern.


„In seiner Präsentation zur Vorstellung als GF hat Hartwig die Herausforderungen der Digitalisierung für IKS deutlich gemacht. Das hat mich inspiriert, ebenfalls über die Zukunft der IKS genauer nachzudenken und mich auch daran intensiver zu beteiligen und Hartwig dabei zu unterstützen. Und das zu einer Zeit, wo ich eher an meine eigene Gestaltung der Zukunft gedacht habe als an die der IKS.“
Klaus Eggen


Was tust du dafür, um die Mitarbeiter zu motivieren?

Das Beispiel von Klaus Eggen fand ich sehr berührend. Ich habe Klaus immer schon als wichtigen Mitarbeiter der IKS gesehen, aber hatte ihn auch eher zurückgezogen empfunden. Als er dann auf mich zu kam und mich fragte, ob er mich unterstützen könnte, war ich begeistert. Betriebswirtschaftlich hat er beispielsweise eine Vorbildung, die ich selber nicht habe. Das ist natürlich nicht bei allen Mitarbeitern in dieser Weise zum Ausdruck gekommen, aber ich hatte viele inspirierende Gespräche mit den Kollegen, die mir neue Ideen nahe gebracht haben, die man auch umsetzen kann innerhalb der IKS. Das fand ich ein ganz tolles Erlebnis.

Du hast vorher als Projektmanager gearbeitet, daher war die Teamführung nicht ganz fremd. Hast du beim Antritt der Geschäftsführung etwas getan, um dich speziell im Bereich Mitarbeiterführung noch besser aufzustellen?

Ich habe keinen Lehrgang besucht, aber ich habe mich mit den Grundlagen „Was bedeutet zu führen?“ auseinandergesetzt. In diesem Zuge habe ich mir auch einen Kommunikations-Coach genommen, mit dem ich Situationen durchgegangen bin und besprochen habe, welche Befürchtungen ich im Bezug auf die Mitarbeiterführung habe. Das hat mir sehr geholfen, mich in die Rolle hinein zu entwickeln. Aber ich glaube nicht, dass diese Entwicklung schon abgeschlossen ist. Da gibt es noch viel zu lernen.

Was war für die das Wichtigste, das du im letzten Jahr umgesetzt hast?

Ich denke das wichtigste war unser IKS Themencamp. Das ist tatsächlich zum ersten Mal innerhalb der 30-jährigen Geschichte der IKS gewesen, dass wir alle Mitarbeiter (bis auf zwei, die verhindert waren) zusammengeholt haben. Außerhalb der IKS an einen schönen Veranstaltungsort, wo wir über die IKS sprechen konnten und sehr unterschiedliche Themen aufgegriffen haben. Viele Ideen hatte ich auch schon vorher, aber speziell aus dieser Veranstaltung resultierend, habe ich dann ein ganz anderes Gewicht auf das Marketing gelegt, als das in den früheren Jahren geschehen ist. Die IKS ist vom Typ her ein Unternehmen, das das Understatement sehr hoch hält. Eigentlich ja ein Widerspruch in sich (lacht). Wir sind eine tolle Firma, aber wir tragen das nicht so nach außen. Ich bin eigentlich inzwischen der Meinung da kann man ruhig auch ein bisschen mehr mit hausieren.


"Hartwig ist und bleibt für mich ein inspirierendes Vorbild und gibt der IKS meiner Meinung nach die Facetten, die sie für das 3. Jahrzehnt im 21. Jahrhundert benötigt"
Christoph Landsky


Stichwort: Zukunftsvisionen. Wo soll es wie hingehen?

Meine Vorstellung als Geschäftsführer vor einem Jahr drehte sich rund um das Thema Digitalisierung. Das ist meiner Meinung nach die Herausforderung in den nächsten Jahrzehnten. Da gibt es sehr viel zu machen und voranzutreiben, sowohl technologisch, wie auch von der Einstellung gegenüber Technologien. Auf diesen Weg möchte ich die IKS führen. Dafür müssen wir unsere Mitarbeiter aus- und weiterbilden und voran bringen. Und das ist wahrscheinlich auch das, was Christoph meinte, da ich von Haus aus Techniker bin habe ich einen speziellen Draht zu anderen Technikern. Ich kann die Begeisterung bei ihnen entdecken und oft auch wecken. Das befruchtet sich gegenseitig und ist eine Sache, die die IKS vielleicht auch voran bringen kann.

Du bist ja gleichzeitig auch noch Ausbildungsleiter - wie schaffst du diesen Spagat?

Das schaffe ich nicht mehr. (Lacht) Das gebe ich ab an Fabian Prinz, der das ganz wunderbar macht. Ich unterstütze ihn nach wie vor dabei. Aber ich habe im vergangen Jahr festgestellt, dass ich die Auszubildenden nicht mehr so betreuen konnte, wie ich das zuvor immer noch geschafft habe. Das ist tatsächlich eine Sache, die ich abgeben muss.

Was war die größte Herausforderung bisher?

Die steht eigentlich gerade an. Denn durch die Covid19-Krise, wissen wir im Moment noch nicht genau was auf uns zukommen wird. Wie sich unsere Kunden entwickeln werden, wie sich ihr Investitionsverhalten entwickeln wird und was das dann für die IKS bedeutet. Das habe ich vor einem Jahr natürlich auch nicht geahnt, in was für wirtschaftlich spannende und herausfordernde Zeiten wir geraten werden, denn bis vor 3-4 Monaten war das Geschäft gesichert und auch die Entwicklung lag ziemlich eindeutig und gradlinig vor uns. Das hat sich in den letzten Wochen ganz rapide geändert, so dass wir doch große Unsicherheiten sehen mit denen wir nun umgehen müssen.

 

Gibt es etwas, dass du den Mitarbeitern speziell jetzt mitteilen willst?

Ich möchte den Mitarbeitern versichern, dass wir durch die solide Geschäftsführung der letzten 30 Jahre, Rücklagen bilden konnten und somit auch fähig sind längere Durststrecken von einigen Monaten ohne Probleme überstehen zu können.

Gibt es Anforderungen an dich selbst, die du noch nicht erfüllt hast?

Ja, ganz sicher. Wie vorher schon erwähnt, bin ich ja eigentlich Techniker und der Betriebswirtschaftliche Anteil an meiner jetzigen Aufgabe ist in den letzten 30 Jahren meiner Berufstätigkeit nicht so entwickelt worden. Da kann ich durchaus noch dran arbeiten. Zum Glück habe ich Thomas Kondring an meiner Seite, der sich auf diesem Gebiet sehr wohlfühlt und außerdem Klaus Eggen, der mich ebenfalls unterstützen kann. Von beiden kann ich noch eine ganze Menge lernen.


„Hartwig hat eine klare Vorstellung, wohin der Weg für die IKS gehen soll und wie dieses Ziel erreicht werden kann.Durch die Kommunikation seiner Vision, hat er erreicht, das sich alle Mitarbeiter in irgendeiner Art und Weise an die Zukunft der Firma beteiligen – er ist motiviert, fair und bezieht die Ideen seiner Mitarbeiter immer mit ein.“
Jessica Bemmann


Was sind deine Pläne, um das in der Zukunft beizubehalten?

Freut mich sehr so etwas zu hören, aber ich glaube das ist viel zu positiv. (Lacht) Ich weiß doch auch nicht, was die Zukunft bringen wird und auch meine Vision von der IKS in der Zukunft ist nicht so klar, wie man eventuell meinen könnte. Die Zukunft ist ungewiss - auch ganz unabhängig von der aktuellen Lage. Man muss auf die Zukunft reagieren, wenn sie klar wird. Das sind Zeiträume, die in einer Größenordnung von vielleicht 6-12 Monaten liegen. Was danach kommt ist sehr ungewiss und da muss man drauf reagieren, wenn es soweit ist. Was ich aber glaube, ist, dass wir mit aktuell ca. 40 Mitarbeitern, die alle einen Blick auf die Zukunft haben, gemeinsam die Möglichkeit haben die IKS weiterzuentwickeln. Da kann sich jeder einbringen. Das halte ich für enorm wichtig. Es geht nicht um einen alleine, der sich vorne hinstellt und sagt: „Ich weiß, wie die Zukunft wird und in diese Richtung marschieren wir los.“ Ich finde es viel wichtiger zu sagen: „Lasst uns mal schauen, was die Zukunft bringt und wie wir sie gemeinsam gestalten können.“ Ich denke nur so kann man die Zukunft wirklich meistern.

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