Wir müssen reden

Ich habe eine Neue

Ein Abschiedsbrief an meine langjährige Freundin Java

Liebe Java,

Wir kennen uns schon ewig. Haben viel gelacht und viel geweint. Ich weiss, wir haben viel zusammen erlebt. Vielleicht zu viel?

Ich kann mich immer noch an unser erstes, gemeinsames "Hello World" erinnern. Wir waren beide so unendlich stolz. Allerdings war das auch der Tag, an dem ich feststellen musste, dass man stets um dich kämpfen muss. Du bist launisch, tadelnd, gängelnd und hast diese Art an dir, stets mein bestes zu wollen, ohne zu berücksichtigen, was ich eigentlich will. 

Wir beide sind komplizierte Wesen und vielleicht haben wir deshalb solange miteinander ausgehalten. Aber es wird Zeit nach vorne zu blicken. Auch wenn wir uns gemeinsam verändert haben, glaube ich, dass es nicht reicht. Wir haben uns zusammen in funktionaler Programmierung versucht, haben die Welt der Streams erkundet und sind generisch geworden. Aber reicht es für unsere heutige Situation? Ich habe so viele Einschnitte machen müssen und das über Jahre hinweg. Habe mich dir angepasst und unterworfen. Habe mich mit der Lesbarkeit und den teils umständlichen Wegen abgefunden, die du gehen wolltest. Wenn wir mit unseren Mitteln nicht weiterkamen, haben wir uns Hilfe durch Fremdanbietersoftware geholt, die wir mühsam konfigurieren mussten.

Ja, du hast gelobt dich weiter zu entwickeln und mit altem zu brechen. Nur Java, es ist so. Auch wenn du jetzt versprichst, dass du String Interpolation einführen willst, so ist es bereits zu spät. 25 Jahre Java. Zu viel Zeit, in der du dich hättest verändern können. Doch es ist zu wenig geschehen. Meine Entscheidung steht fest. Ich bin jetzt mit deiner kleinen Schwester Kotlin zusammen. Sie gibt mir wieder das Gefühl produktiv zu sein. Sie inspiriert mich wieder groß zu denken. Das habe ich bei dir lange vermisst. Kotlins Lesbarkeit ist schlicht der Hammer und so sehr du dich auch bemühst mit deinen vars, es wird verdammt schwer an deine kleine Schwester heranzukommen. Sie ist einfach pragmatischer als du. Sie kennt sehr wohl meine Bedürfnisse, weiss, dass mich getter und setter einfach nicht mehr interessieren. Ja sie prüft sogar, ob meine Objekte null sein können. Ihr ist vollkommen egal, ob ich funktional oder objektorientiert entwickeln möchte. Sie bietet mir beides ohne Kompromisse an. Und was machst du? Functional Interfaces... Ich bitte dich... 

Du kannst noch viel von Kotlin lernen. Zum Beispiel, dass es ein gutes Gefühl ist, eine Klasse um eine Methode zu erweitern, ohne von ihr erben zu müssen. 

Oder das Statements wie das If-Statement sehr wohl einen Wert zurückgeben können. Aber weisst du, was das schärfste ist, Java? Ihr beide teilt euch auch noch die gleiche Java-Virtual-Machine. Also was ist da so schwer Java? Ihr seid doch quasi im Herzen gleich. Ich kann sogar alles von dir weiter benutzen. Ohne Abstriche... Selbst wenn das für dich alles wie Kinkerlitzchen klingt, weisst du, was Kotlin mir am meisten bringt? Sie bringt mir Zeit. Das ist das, was wir so wenig besitzen, Java. Zeit. Zeit, in der du auf deine Vergangenheit schaust und sagst: "Wir müssen kompatibel bleiben". Ja aber was ist mit mir? Deine Vergangenheit interessiert mich nicht. Versteh mich nicht falsch. Ich bin dir dankbar dafür, dass du da warst und für alles, was du erreicht hast, aber leider reicht mir das nicht mehr... Ich gehe jetzt mit deiner kleinen Schwester. Kotlin versteht mich und weiss, was ich will und was ich brauche. Vor allem: Zeit durch verständlichen und lesbaren Code!

 

Dein Christoph

 

 

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